0176 66330314 info@julieandbonnie.de

2017

Wieso hat Bonnie Angst?

Bonnie kam 2014 als kleiner Angsthase zu mir. Aus einer rumänischen Tötungsstation gerettet, wurde sie direkt zu mir nach Deutschland gebracht. Ihre neue Umgebung hat sie erstmal verunsichert und sie zeigte sich sehr ängstlich. Ich nahm an, dass sich das mit der Zeit legen würde.

Das ist nun drei Jahre her… Bonnie hat immer noch Angst.

Es kostete mich viel Geld, Zeit und Nerven, dies zu verstehen – am meisten jedoch Überwindung, dies zu akzeptieren.

Bonnie ist ein Angsthund… Ein Deprivationshund.

Deprivation leitet sich vom lateinischen deprivare ab und beutet berauben. Ein Deprivationshund wurde beraubt – und zwar den natürlichen Umgebungsreizen.

Deprivation kann verschiedene Ursachen haben:

  • Schlechte/isolierte Haltung (z. B. Zwinger, Labor, Tierheim, Tötungsstation)
  • Schlecht sozialisierte/verängstigte Mutterhündin
  • Keine/zu wenig Reize in der kritischen Entwicklungsphase (3. – 8. Woche)
  • Traumata (Unfälle/traumatische Erfahrungen)
  • Schlechter Umgang durch Menschen (Halter:in, Züchter:in, Betreuer:in)
  • Grober Umgang unter Hunden (Mobbing durch andere Hunde)
  • Eingeschränkte Sinneswahrnehmung durch unbehandelte gesundheitliche Probleme (Entzündungen an Augen oder Ohren bis hin zur Verwahrlosung)

Die typischen Verhaltensauffälligkeiten eines Deprivationshundes:

  • Allgemeine Unsicherheit
  • Angst (vor Menschen, Tieren, Dingen, Situationen)
  • Hohe Stressanfälligkeit
  • Fluchtversuche, Panikattacken, Erstarren
  • Gesundheitliche Empfindlichkeit
  • Apathie oder Desinteresse
  • Wiederkehrende Stubenunreinheit
  • Vereinzelt auch „Extremverhalten“ (z. B. Hyperaktivität, Ressourcenverteidigung, Dauerbellen, Wundlecken)

Insbesondere betrifft dies Hunde, denen natürliche Sozial- und Umweltreize in ihren ersten Lebenswochen fehlen. Diese Hunde werden schlichtweg nicht auf ihr bevorstehendes Leben vorbereitet. Die für uns „normale“ Umwelt wirkt beängstigend, die Hunde sind dauerhaft gestresst und leiden unter einer Angststörung.

Es gibt unterschiedliche Arten von Angststörungen:

  • Umweltängste
  • Sozialängste
  • Neophobie

Meine Bonnie leidet an allen drei Ängsten… und ist ein typischer Fall von „Angsthunden“ aus dem (Auslands-)Tierschutz (Hunde von der Straße, aus Tierheimen und Tötungsstationen). Jahrelang vermutete ich, dass sie als Welpe schlechte Erfahrungen gemacht haben muss. Ich konnte allerdings die Ursache des vermuteten Traumas nicht finden, da sie einfach vor allem und jedem Angst hatte. Ich habe viel trainiert, viel investiert, viel geweint – bis ich in einem Buch über Deprivation bei Hunden las und daraufhin meine Hundetrainerausbildung. Und endlich habe ich ihr „Problem“ verstanden. Sie hatte keine schlechte Erfahrung gemacht – sie hatte schlichtweg gar keine.

Allerdings zeigt nicht jeder Deprivationshund dieselben Verhaltensauffälligkeiten. Manche Hunde zeigen keine Angst, sondern sind hyperaktiv. Andere haben regelmäßig gesundheitliche Probleme. Wiederum andere sind aggressiv, extrem anhänglich oder sind von einem auf den anderen Tag nicht mehr stubenrein. Eines haben sie alle aber gemeinsam:

Sie brauchen Sicherheit.

Sie brauchen Training.

Sie brauchen positive (Lern-)Erfahrungen.

Sie brauchen unsere Geduld.

Sie brauchen uns.

w

Wünschen Sie sich Hilfe zu diesem Thema?

Hinterlassen Sie Ihre Telefonnummer und ich melde mich zeitnah bei Ihnen.

Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzbedingungen.