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2018

Leinenaggression?
SAVE-Training!

Leinenaggression ist eines der häufigsten Problemverhalten bei Hunden. Der Begriff Leinenaggression bezeichnet Hunde, die an der Leine beim Anblick anderer Hunde bellen und in die Leine springen. Diese Hunde werden oft auch Leinenrambos oder Leinenpöbler genannt.

URSACHEN FÜR LEINENAGGRESSION

Die Ursachen für eine Leinenaggression können (wie bei jedem Problemverhalten) sehr vielfältig sein. Daher ist eine Anamnese und eine persönliche Beratung von einem guten Hundetrainer bzw. einer guten Hundetrainerin in jedem Fall essenziell. Die häufigsten Ursachen von Leinenaggression sind:

  • Unsicherheit
  • Angst
  • Frust
  • Unerzogenheit
  • Gesundheitsprobleme
  • Hormone
  • Jagdverhalten
  • Spielaggression

So (und noch schlimmer) reagieren „leinenaggressive Hunde“ beim Anblick anderer Hunde

UMGANG MIT LEINENAGGRESSION

Wie bei jedem Problemverhalten gibt es verschiedene Wege, damit umzugehen. Grundsätzlich gibt es sechs verschiedene Möglichkeiten beim Umgang mit Leinenaggression:

1. Das unerwünschte Verhalten bestrafen

Vorteil: Es funktioniert schnell – scheinbar.

Nachteil: Einem Hund Schaden bzw. Schmerzen zuzufügen, obwohl es gewaltfreie Alternativen zur Verhaltenstherapie gibt, ist tierschutzrelevant (mehr dazu in diesem Artikel) Verlinkung zum Artikel Wieso man ohne Schreckreize trainieren sollte. Bei Leinenaggression positive Strafe einzusetzen macht aus dem Hund regelrecht eine tickende Zeitbombe.

2. Das erwünschte Verhalten belohnen

Vorteil: Positive Verstärkung (als Gegenteil zum Bestrafen) funktioniert bei jedem Hund und ist auch bei Leinenaggression eine gute Idee – theoretisch.

Nachteil: In der Praxis möchten die Hunde in Hundebegegnungen weder spielen noch fressen, was es erschwert, sie dahingehend zu belohnen.

 3. Ablenken

Vorteil: Es funktioniert – scheinbar.

Nachteil: Das unerwünschte Verhalten wird verstärkt und schnell wird das Problemverhalten absichtlich gezeigt, weil es (unabsichtlich) mit Futter o. ä. belohnt wurde.

4. Click für Blick

Vorteil: Die Stimmung kann verändert werden.

Nachteil: Wenn der Hund einen anderen Hund sieht, beginnt er auch zeitnah zu fixieren, was dann wiederum mitbelohnt wird, d. h. auch hier wird das unerwünschte Verhalten verstärkt.

 5. Abbruchsignal

Vorteil: An sich eine gute Idee, aber…

Nachteil: …das Abbruchsignal wird meist nicht ausreichend trainiert oder das unerwünschte Verhalten wird verstärkt (wie eben beschrieben).

6. Systematische Desensibilisierung / Gegenkonditionierung

Vorteil: Es wirkt zuverlässig.

Nachteil: Es muss konsequent trainiert werden und dauert lange.

…dann gibt es das SAVE-TRAINING VON VIVIANE THEBY

Speziell für leinenaggressive Hunde entwickelte die Hundetrainerin Viviane Theby das SAVE-Training. SAVE steht hierbei für sozial akzeptables Verhalten in Extremsituationen. Seit vielen Jahren wird dieser Trainingsansatz erfolgreich bei sogenannten Leinenpöblern eingesetzt – mit schnellen und effektiven Ergebnissen – ohne Druck, ohne Zwang, ohne Gewalt.

Beim SAVE-Training lernen Hunde ein alternatives (nettes!) Verhalten zum Bellen und/oder in die Leine springen. Gemeinsam wird diese neue Strategie (das Alternativverhalten) für zukünftige Stresssituationen mit anderen Hunden trainiert.

Ich hatte das Glück, Viviane Thebys bekanntes SAVE-Training zusammen mit ihr in Action zu erleben. Bylla, eine Berger de Picardie Hündin, sprang bei jedem entgegenkommenden Hund in die Leine. So kam die Halterin zu Viviane Theby und Michaela Hares auf den Scheuerhof und wir trainierten zusammen das SAVE-Training.

SAVE-TRAININGSPLAN

  1. Man wählt einen Abstand, der für den Hund noch erträglich ist.
  2. In dem Moment, wenn der Hund den anderen Hund (das „Monster“) sieht und erkennt, bleibt man stehen (bereits beim allerersten Anzeichen – der Hund muss noch ansprechbar sein!).
  3. Man wartet ein akzeptables Verhalten ab (alles außer das Nach-vorne-gehen), z. B. Blick abwenden, Schnüffeln, Halter:in anschauen, Hinsetzen).
  4. Man gibt ein Markersignal (nicht das übliche Markerwort bzw. den Clicker, sondern ein neues SAVE-Markersignal, z. B. Save – was später dann Signal und Marker zugleich sein wird).
  5. Man entfernt den Hund aus der Situation (anstatt Futter ist die Distanzvergrößerung hier der Verstärker).
  6. Der Abstand wird allmählich verringert, man nähert sich dem Hund immer weiter an (viele, viele Wiederholungen).
  7. Man trainiert an verschiedenen Orten.
  8. Man trainiert mit verschiedenen Hunden.

Freiwilliges Umorientieren zur Halterin anstatt in die Leine zu springen und zu „pöbeln“

Bereits nach wenigen Durchgängen drehte Hündin Bylla bei Hundebegegnungen ihren Kopf in Richtung Frauchen – anstatt wie zuvor in die Leine zu springen und zu bellen. Die Distanzvergrößerung nahm ihr sichtlich den Stress und sie begann schnell, ihr Frauchen anzusehen, sobald sie einen anderen Hund erblickte. Sodann trainierten wir an verschiedenen Orten und mit vielen, verschiedenen Hunden, um Bylla zu zeigen, dass sie bei keinem Hund und an keinem Ort zum „Leinenrambo“ werden muss, sondern sich entspannt zu Frauchen umsehen kann und sich der Abstand zu den Hunden vergrößert – ohne dass sie diese durch Springen, Bellen oder Knurren aktiv vertreiben muss.

FAZIT

Leinenaggression ist schnell und effektiv trainierbar. Mithilfe des SAVE-Trainings nach Viviane Theby lernt ein Hund, aggressionsfrei an anderen Hunden vorbeizulaufen – ohne den Einsatz von Druck, Einschüchterung oder Gewalt. Wichtig ist, dass man sofort stehenbleibt, sobald der sogenannte Leinenpöbler einen anderen Hund sieht und rechtzeitig ein Alternativverhalten mit ihm zusammen trainiert. Mit dem SAVE-Trainingsansatz wird die Leinenaggression in kurzer Zeit der Vergangenheit angehören.

DANKE

Danke an Bylla und ihre Halterin, dass ich euch beim Training filmen durfte und nun auch einzelne Sequenzen zeigen darf. Es war schön, euch zusammen beim Training zu sehen. Ihr habt toll zusammengearbeitet und man konnte deutlich sehen, wie schnell und effektiv das SAVE-Training ist. Hoffentlich erleben noch viele Hunde nach Bylla das SAVE-Training (anstelle von aversiven Mitteln wie den beliebten Wasserflaschen oder Sprühhalsbändern).

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