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Angsthunde

Angsthunde

Was ist ein Angsthund?

DEFINITION

Angst wird im Alltag oft als Synonym für Furcht, Unsicherheit oder Scheu gebraucht. Der Begriff Angsthund ist mittlerweile weit verbreitet und bezeichnet umgangssprachlich sowohl traumatisierte, als auch scheue, unsichere und ängstliche Hunde. Tatsächlich ist es aber ein bedeutender Unterschied, ob ein Hund scheu oder einfach nur unsicher ist, ob er vor bestimmten Objekten oder allgemein (d. h. objektunbezogen) Angst hat. Für ein erfolgreiches Training ist es daher wichtig, zwischen folgenden Begriffen zu unterscheiden:

UNSICHERHEIT

Unsicherheit bezeichnet einen Mangel an Sicherheit, der bewusst vom Hund wahrgenommen wird. Ein unsicherer Hund hat keine schlechten Erfahrungen gesammelt, sondern weiß oftmals einfach nicht, wie er sich in bestimmten Situation verhalten soll. 

SCHEU

Scheu bedeutet eine angeborene Vorsicht und Zurückhaltung gegenüber anderen Tieren und/oder Menschen. 

FURCHT

Furcht ist eine negative Emotion auf ein bestimmtes Objekt. Der Hund fühlt eine reale Gefahr um sein Wohlbefinden, welche allerdings verschwindet, sobald auch der Auslöser verschwunden ist. 

ANGST

Angst ist ein negatives Gefühl, allerdings nicht objektbezogen (wie Furcht), sondern allgemein auf Situationen und Umweltreize gerichtet. Ein ängstlicher Hund rechnet jeden Moment mit einem (neuen) Angstauslöser. 

PHOBIE

Phobie bezeichnet eine Angststörung. Der Hund empfindet ein negatives, unverhältnismäßig heftiges Gefühl, eine sogenannte Furchtreaktion, gegenüber einer Situation oder einem bestimmten Objekt. Eine Phobie ist deutlich ‚extremer‘ als die zuvor genannte Angst. Ein Hund mit einer Phobie braucht deutlich länger, um sich wieder zu erholen bzw. zur Ruhe zu kommen.

TRAUMA

Wie auch die Phobie ist das Trauma eine Angststörung, die deutlich intensiver ist als reine Angst. Trauma bezieht sich allerdings nicht auf eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes Objekt, sondern bezeichnet vielmehr eine allgemeine Angst vor vielen, verschiedenen Dingen. 

Der Einfachheit halber verwende ich im Folgenden den Begriff Angst in seiner umgangssprachlichen Bedeutung (d. h. einschließlich Unsicherheit, Scheu und Furcht).

ARTEN VON ANGST

Angst bei Hunden ist subjektiv und je nach Hund unterschiedlich ausgeprägt. Die drei häufigsten Arten von Angst bei Hunden sind:

UMWELTÄNGSTE

(fremde Umgebungen, unbekannte Situationen, Geräusche, Gerüche)

SOZIALÄNGSTE 

(Menschen, Hunde, andere Tiere)​

NEOPHOBIE

(Angst vor Neuem und/oder Unbekanntem)​

​URSACHEN VON ANGST

Angst ist in erster Linie eine Emotion, welche dem Schutz bzw. dem Überleben des Hundes dient. Sie tritt unterbewusst auf und lässt den Hund spüren, dass er in Gefahr ist und verhindert so zu viel Neugier.

Wenn das Angstgefühl jedoch normal wird, der Hund also täglich Angst empfindet und dauerhaft unter Stress steht, spricht man von einer Krankheit, einer sogenannten Angststörung. Diese kann folgende Ursachen haben:​​

  • Schlechte Erfahrungen mit Artgenossen

  • Grobe Erziehung der Menschen

  • Von den Elterntieren gelernte oder vererbte Angst

  • Schlechte Haltung

  • Schlechte Sozialisierung 

  • Traumata (Unfälle, Tötungsstationen)

ANGST-SYMPTOME

Angst geht mit Stress einher. Es ist daher wichtig, Stress beim Hund erkennen zu können. Es gibt sehr viele unterschiedliche Symptome für Stress, daher liste ich im Folgenden nur einige Symptome für Angst auf: ​​​

Verhaltensbezogene Symptome:

  • Allgemeine Unruhe

  • Exzessives Lecken / Wundlecken

  • Aufreiten / Rammeln

  • Kreiseln

  • Polydipsie (erhöhte Wasseraufnahme)

  • Polyurie (erhöhte Harnausscheidung)

  • Polyphagie (erhöhte Nahrungsaufnahme)

  • Fluchtversuche

  • Panikattacken oder Erstarren

  • Apathie oder Desinteresse

  • Ressourcenverteidigung

  • Jagdverhalten

Körperliche Symptome:

  • Zittern

  • Angelegte Ohren

  • Eingezogene Rute

  • Aufgerissene Augen / erweiterte Pupillen

  • Schuppenbildung / Haarverlust

  • Schnellere Atmung / Hecheln

  • Erhöhte Aufmerksamkeit

  • Erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit 

  • Erhöhte Muskelanspannung

  • Erhöhte Herzfrequenz

  • Erhöhter Blutdruck

  • Schwitzige Pfoten​

ANGST-AUSLÖSER

Schlichtweg alles kann ein Angstauslöser für einen Hund darstellen. Meist sind dies andere Tiere, Menschen und/oder Geräusche.

Beispielsweise kann ein Hund Angst vor Menschen haben, die in Rollstühlen sitzen, einen Hut oder eine Brille tragen. Oder er fürchtet sich vor Windrädern, Fahnen, Mülltonnen, Kinderwägen, Fahrrädern oder der Dunkelheit. Selbst alltägliche (für uns Menschen völlig normale) Geräusche können verängstigend auf einen Hund wirken, wie zum Beispiel Motorfehlzündungen, tieffliegende Flugzeuge, Knallkörper, Rasenmäher usw.

Hier ist es empfehlenswert, eine eigene Liste für die individuellen Angstauslöser des Hundes anzulegen – denn nur so kann man erfolgreich an der Angst trainieren. (Als ich 2014 das Anti-Angst-Training mit meiner Bonnie begann, umfasste unsere Liste übrigens 50 verschiedene Angstauslöser).

BEWÄLTIGUNGS­STRATEGIEN

Wie auch wir Menschen haben Hunde verschiedene Möglichkeiten, mit Angstsituationen umzugehen. Im Hundetraining spricht man hier von den vier Fs:

Flight

Fight

Freeze

Fiddle (oder Flirt)

Flight heißt Fliehen und steht so für Flucht. Der Hund weicht einige Schritte zurück, versteckt sich oder rennt davon.

Fight bedeutet Kämpfen und dient der aktiven Verteidigung in Form von Bellen, Knurren, Zähne zeigen, Schnappen usw.

Freeze wird übersetzt als Erstarren. Der Körper des Hundes wird ruhig; er bewegt sich kaum merklich, setzt oder legt sich hin oder erstarrt regelrecht im Stehen.

Fiddle/Flirt steht für Verhalten, welches der Hund zeigt, um sein angebliches Zurechtkommen mit der Situation zu beweisen. Dies ist oft ein plötzliches Spielen oder Rumkaspern, inmitten einer angsteinflößenden Situation.

Je nach Auslöser und Situation entscheidet sich der Hund für eine dieser Bewältigungsstrategien. Er wendet das Verhalten an, welches ihm zuvor bereits geholfen hat, d. h. die ängstliche Situation für ihn verbessert hat. 

Meine Hündin flüchtet beispielsweise in Angstsituationen, weil sie gelernt hat, dass sie so von der Bedrohung ‚verschont‘ bleibt – und je schneller sie hierbei ist, desto eher ist sie wieder ‚in Sicherheit‘ Für sie gibt es also keinen Grund für eine aktive Verteidigung (Fight) gegenüber einem unheimlichen Menschen, da sich das Flüchten (Flight) ja bereits als erfolgreiche Strategie erwiesen hat – und ich sie auch nicht zwinge, in der Angstsituation zu bleiben! Dies könnte nämlich dazu führen, dass sie sich in ihrem Konflikt für eine andere Strategie entscheidet, beispielsweise den Menschen zu verbellen. Wenn sich dies für sie lohnt, d. h. der Mensch verschwindet (was in der Regel auf einem Spaziergang auch geschieht), wird sie sich beim nächsten Mal direkt für diese erfolgsbringende Strategie entscheiden.

THERAPIE / TRAINING

Angst kann und sollte trainiert werden. Ein frühzeitiges Erkennen einer Angststörung und fachgerechtes Training ist unbedingt erforderlich – nicht nur zum Wohl des Hundes, sondern auch, um den Alltag der HalterInnen nicht unnötig zu erschweren. Was viele Hundehalter*innen nämlich nicht wissen: Angst zieht Kreised. h. Angstprobleme werden beim Hund leider schnell generalisiert.

Ein Hund kann beispielsweise Angst vor einem zerplatzenden Luftballon haben. Diese Angst kann sich auf andere Schussgeräusche (oder auch nur schussähnliche Geräusche) übertragen, genauso auch auf die Umgebung, wie z. B. die Wiese, auf der der Hund das angsteinflößende Geräusch gehört hat. Dies kann sich so weiterentwickeln, dass der Hund irgendwann nicht einmal in die Nähe der Wiese möchte, schlimmstenfalls auf gar keine Wiese mehr gehen möchte.

Es gibt zum Glück positiv verstärkende Methoden, mit einem ängstlichen Hund zu trainieren. Das Allerwichtigste ist jedoch, dass man Hunde in ihrer Angst nicht ignorieren sollte.

Das Training mit ängstlichen Hunden ist seit vielen Jahren schon mein Herzensthema. Gerne unterstütze ich Sie individuell bei Ihnen vor Ort oder alternativ auch online oder telefonisch.

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