DIE SCHILDDRÜSE BEI HUNDEN
Die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ im Halsbereich, dicht am Kehlkopf. Als Hormondrüse produziert die Schilddrüse Hormone wie Thyroxin T4, Trijodthyronin T3, Reverses T3 und Kalzitonin. Das sogenannte T3 und T4 beeinflusst den Zellstoffwechsel und wirkt auf alle Körperzellen – daher sind diese Schilddrüsenhormone auch für das physische und psychische Wohlbefinden äußerst wichtig.

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SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION
Eine Schilddrüsenüberfunktion bedeutet eine höhere Aktivität und somit auch einen höheren Grundumsatz des Stoffwechsels. Beim Hund äußert sich dies durch
Hohe Puls- / Atemfrequenz
Hecheln
Unruhe / Nervosität
Erregbarkeit
Schreckhaftigkeit
Schwäche
Müdigkeit
Polydipsie
Polyurie
Heißhunger
Übermäßiger Kotabsatz
Aufsuchen von kühlen Plätzen
SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu einem reduzierten Stoffwechsel. Die Symptome sind sehr vielfältig, unter anderem gehören dazu:
Trockenes, brüchiges, glanzloses Fell
Haarausfall
Hautinfektionen
Juckreize
Schuppenbildung
Farbveränderung am Fell
Antriebslosigkeit
Lustlosigkeit
Übermäßiger Hunger
Fettsucht bei gleicher Futterration
Aufsuchen von Wärme

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SCHILDDRÜSE UND VERHALTEN
Wie bei uns Menschen beeinflussen Hormone das Verhalten bei Hunden. Die Schilddrüsenhormone wirken direkt auf das Gehirn und andere Organsysteme. So haben die Schilddrüsenhormone T3 beispielsweise einen sehr anregenden Effekt auf die Hirnfunktionen von Hunden. Stress zum Beispiel führt aufgrund des Adrenalins und der Ausschüttung von Cortisol zum Absinken von T3 (Trijodthyronin), T4 (Thyroxin) und TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon). Dass Dauerstress in vielerlei Hinsicht schädlich für den Hund ist, ist klar - aber auch hinsichtlich der Schilddrüse stellt dauerhafter Stress ein Problem dar: durch die ungünstige Beeinflussung des Immunsystems werden u.a. Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe gebildet.
VERDACHT EINER
SUBKLINISCHEN SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION
Eine Schilddrüsenunterfunktion ist bei Hunden viel häufiger als eine Schilddrüsenüberfunktion. Oftmals treten Verhaltensänderungen auf und nur selten denken Halter an die Schilddrüse. Natürlich ist nicht jedes auftretende Verhaltensproblem eines Hundes auf die Schilddrüse zu schieben, doch bei folgenden Symptomen sollte man durchaus die Schilddrüsenwerte untersuchen lassen:
Unterwürfigkeit / Angstverhalten
Depression
Aggressionsverhalten
Reizbarkeit / Nervosität
Apathie / Trägheit / viel Schlaf
Stimmungsschwankungen
Persönlichkeitsveränderungen
Zwangsverhalten
Tunnelblick / Unansprechbarkeit
Lernschwierigkeiten
Konzentrationsschwäche / Unaufmerksamkeit
Schilddrüsen-Fehlfunktionen entwickeln sich schleichend. Die ersten Symptome äußern sich im Verhalten des Hundes und nicht etwa durch körperliche Anzeichen.

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WELCHE WERTE SOLLTE MAN UNTERSUCHEN LASSEN?
T4 (Thyroxin)
fT4 (freies Thyroxin)
T3 (Trijodthyronin)
fT3 (freies Trijodthyronin)
TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Cholesterol
TAK (Thyreoglobulin-Antikörper)
T4 AK (Thyroxin-Antikörper)
T3 AK (Trijodthyronin-Antikörper)
REFERENZWERTE (NACH DR. ANGELA BARTELS)
T4: min. 1,5 µg/dl | max. 4,5 µg
fT4: mind. 0,6 ng/dl | max. 3,7 ng/dl
T3: mind. 20 ng/dl | max. 206 ng/dl
fT3: < 0,1 ng/dl / < 1 pg/ml
TSH: mind. 0,02 ng/dl | max. 0,4 ng/dl
Cholesterol: mind. 120 mg/dl | max. 390 mg/dl
TAK: Negativ-Kontrolle: 0,149 U/ml | Positiv-Kontrolle: 1,209 U/ml
Bei einem ersten Verdacht auf eine Schilddrüsen-Fehlfunktion reicht es meist erst einmal T4, T3 und Antikörper untersuchen zu lassen. Bei Auffälligkeiten kann man dann die restlichen Werte untersuchen lassen (solche Laboruntersuchungen sind nämlich nicht gerade günstig).
DIE SCHILDDRÜSE ALS AUSREDE?
Während ich mich mit dem Thema Schilddrüse bei Hunden auseinandergesetzt habe, las ich oft über Schilddrüsen-Fehlfunktionen als Trainings-Ausreden.
Natürlich ist nicht jedes Verhaltensproblem eines Hundes auf die Schilddrüsenwerte zu schieben und genauso wenig dient die Schilddrüse als Ausrede für das Auslassen von Training. Dennoch ist eine Schilddrüsen-Fehlfunktion eine nicht selten auftretende Erkrankung, die durchaus ernstgenommen werden sollte.
...und nein, mein kleiner Angsthase leidet nicht unter einer Schilddrüsenunterfunktion. Ihre Unsicherheit und Angst sind auf ihre Deprivation zurückzuführen und da hilft nur Training, Training, Training.

Alexandra Dusin Fotografien