2018
Wie sehen, hören und
riechen Hunde?
Stimmt es, dass Hunde nur schwarz-weiß sehen? Hören sie Töne, die wir Menschen nicht hören können? Riechen sie wirklich so viel besser als wir? Wie nehmen Hunde ihre Umwelt wahr?
Wie sehen Hunde?
Hunde sehen die Welt zwar nicht so bunt wie wir Menschen, doch sehen sie auch nicht nur schwarz-weiß, wie man lange Zeit annahm. Hunde sehen ihre Umwelt in Grau-, Gelb- und Blau-Tönen. Die Farben Rot, Gelb und Grün werden von Hunden als Gelb-Töne gesehen. Blau und Violett sehen sie als Blau-Töne; Türkis und Magenta werden wiederum als Grau-Töne wahrgenommen. Diese Grautöne, wie auch Kontraste im Allgemeinen, sehen Hunde doppelt so gut als wir Menschen es tun – und sie können ultraviolettes Licht wahrnehmen, was wir hingegen gar nicht können.
Das Farbspektrum eines Menschen:
Das Farbspektrum eines Hundes:
(Grafiken von meiner Hundetrainerausbildung)
Auch bezüglich der Sehschärfe gibt es Unterschiede zwischen Hund und Mensch: Die Sehschärfe beim Hund ist drei- bis viermal schlechter als bei uns Menschen. Was hierbei oft nicht bedacht wird: Objekte, die sich ungefähr 30 bis 50 cm vor der Hundeschnauze befinden, können nicht scharf gesehen werden. Wenn wir also ein Leckerli vor die Schnauze unserer Hunde halten, dann nutzen sie hierfür ihre Nase und weniger ihre Augen.
Das Gesichtsfeld bei Hunden ist abhängig vom Abstand der Augen zueinander: Je länger die Schnauze, desto weiter sind die Augen auseinander und seitlich am Kopf. Entsprechend haben Rassen mit einer langen Schnauze ein weites Gesichtsfeld und sehen ungefähr 250°; Rassen mit einer kurzen Schnauze sehen nur 200° (ähnlich wie bei uns Menschen mit 180° bis 200°). Dafür sehen kurzschnäuzige Rassen räumlich mehr (fast wie wir Menschen mit 120° bis 140°), da sich die Sehfelder mehr überlappen (sie sehen ungefähr 100° binokular); langschnäuzige Rassen hingegen sehen weniger räumlich (nur 30° bis 60° binokular).
Am besten sehen Hunde in der Dämmerung (d. h. besser als bei Tag oder bei Nacht). Auch können sie sich bewegende Objekte besser wahrnehmen als stationäre Objekte. Hunde sind demnach auf Dämmerungs- und Bewegungssehen spezialisiert. Bewegungen können sie übrigens bis zu einer Distanz von 900 m wahrnehmen.
Wie hören Hunde?
Hunde haben aufgrund der vielen Muskeln in der Ohrmuschel bewegliche Ohren und können so Geräusche nicht nur gut erfassen, sondern erkennen auch die Richtung, aus der die Geräusche kommen. Das Hörvermögen bei Hunden ist viel besser als bei uns Menschen. Wir hören im Bereich 20 bis 20.000 Hz, Hunde zwischen 15 und 65.000 Hz!
Wie riechen Hunde?
Der größte sensorische Unterschied zwischen Hunden und uns Menschen liegt zweifellos im Riechorgan. Dieses nimmt bei Hunden ganze 10 % des gesamten Hirnvolumens ein – bei uns Menschen sind es nur 1%! Die Größe und die Form der Hundeschnauze beeinflusst das Riechvermögen: kleinere Rassen haben 65 Mio. Riechzellen, größere Hunde über 220 Mio. (zum Vergleich: wir Menschen haben nur 5 bis 10 Mio. Riechzellen).
Die Fläche der Riechschleimhäute beträgt 25 cm² bei kleinen Rassen und über 190 cm² bei großen Rassen (beim Menschen sind es gerade mal 2 bis 3 cm²). Und noch unvorstellbarer: die Reizschwelle bei Hunden ist 10.000- bis 100.000-mal niedriger als bei uns Menschen, d. h. Hunde riechen einen Duft, der bereits bis zu 100.000 verdünnter ist! Außerdem können sie nicht nur räumlich riechen, sie können Duftstoffe wahrnehmen, die unbewusst Gefühle und Stoffwechselreaktionen hervorrufen.
Ich persönlich finde es unglaublich faszinierend, dass Hunde ungefähr eine Million Mal besser als wir Menschen riechen – stellen Sie sich mal vor, Sie fahren mit dem Geruchssinn eines Hundes U-Bahn.